Die Mondfee (Chang E) war mit dem Retter der Menschheit Hou Yi verheiratet, welcher von den zehn sengenden Sonnen neun herunterschoss. Er bekam von der Königinmutter des Westens ein Unsterblichkeitselixier, welches Chang E zu sich nahm – nach älterer Ansicht aus Eigennutz, nach neuerer, um einen unsterblichen Tyrannen zu verhindern. Vor dem Zorn Hou Yis flüchtete sie sich auf den Mond. Am 15. Tag des achten Mondmonats wird in China das
Mondfest gefeiert. Die runden Mondkuchen, welche für diesen Anlass zubereitet werden, sollen die Einheit der Familie symbolisieren. Früher wurde zum Mondfest im Hof des Hauses ein Tisch aufgebaut. Darauf befand sich eine auf Papier gemalte Darstellung des Mondes, oben mit der Mondfee Chang E als Bodhisattwa (ein gutes Beispiel für die ständige Vermischung daoistischer und buddhistischer Elemente im chinesischen Volksglauben) und
unten mit dem Mondpalast und dem Jadehasen. Dazu kamen ein tönerner Hase, Bohnenranken als Hasenfutter, ein Bäumchen und die Mondkuchen. Opfergaben an die Mondgöttin, welche ausschließlich von den Frauen dargebracht wurden, mussten. rund sein – neben den Kuchen waren es Melonen, Äpfel, Pfirsiche und Weintrauben. Diese Bräuche sind heute nicht mehr stark verbreitet. Aber man beschenkt sich immer noch mit Mondkuchen, und die Familie versammelt sich, um zu essen und zu trinken, den Mond zu bewundern und vielleicht Reime zu schmieden. – So wie der Tang-Dichter Li Bai (Li Taipo):
„Man hebt den Becher, um den Mond zu begrüßen.
Zu dritt sind wir mit meinem Schatten.“